Interview mit Sonia Epple, dokumentarischer Familienfotografin aus Augsburg
Wusstest du, dass zweimal im Jahr eine liebe Fotografin-Kollegin für ungefähr 24 Stunden zu uns kommt und unseren Familienalltag dokumentiert? Sie hält unsere kleinen und großen Momente des Beisammenseins fest. Und hat mir den größten materiellen Schatz geschenkt, den ich besitze: Fotos meiner Mutterschaft.
Ich liebe diese Tage, an denen Sonia bei uns ist, von ganzem Herzen. Sie sind so kostbar für mich, denn sie schaffen uns als Familie unschätzbare Erinnerungen. Und mir als Mutter schenken sie Fotos von einer Zeit, die viel zu schnell verfliegt.
Ja, ich als dokumentarische Familienfotografin buche mir eine Kollegin. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass ich mir sehr bewusst ausgewählt habe, welche Fotografin ich als “unsere” Familienfotografin buche.
Es ist Sonia Epple – auf deren Besuch und deren Fotos ich mich schon weit im Voraus freue und die mittlerweile eine liebe Freundin geworden ist.
Wenn du Sonias Bilder einmal gesehen hast, wirst du verstehen wieso. Sonia macht besondere, wunderschöne und stimmungsvolle Bilder. Ihre Fotos erkennt man sofort, auch wenn ihr Name nicht dabei steht. Die warmen und kräftigen Farben und stimmungsvollen Momente in ihrer dokumentarischen Fotografie und ihr Blick für die Beziehungsmomente sind einzigartig. Und vor allem ihr Gefühl dafür, Mutterschaft festzuhalten, schätze ich besonders an Sonia.
Sonia weiß genau, welche Bilder ich mir wünsche. Sie hält unser Familienleben wundervoll echt fest und hält dabei genau die Dinge in wunderschönen Bildern fest, die ich so schmerzlich gern festhalten möchte
Wenn Sonia zu uns kommt, fühlt es sich nicht an, wie ein Fotoshooting sondern eben wie Freundinnen-Besuch. Das ist für mich auch einer der großen Vorteile, wenn man als dokumentarische Familienfotografin die gleiche Familie über Jahre besucht. Man lernt sich sehr gut kennen, die Besuche werden immer entspannter und echter und wir können noch viel besser die echten Erinnerungen und echten Beziehungs-Momente einfangen.
Du merkst, ich bin wirklich begeistert von Sonia. Und schon länger hatte ich die Idee, sie hier einmal in meinem Blog vorzustellen. Denn wir alle können doch so viel lernen von Fotografie-Kolleginnen, von den Einstellungen andere Fotografinnen, von ihrer Technik und ihrem Blick auf das Genre. Und auch von ihrem Werdegang.
Deshalb habe ich Sonia ein paar Fragen gestellt, von denen ich glaube, dass sie dich auch interessieren könnten.
Aber vielleicht kennst du ja Sonia bereits?
Sonia war Teilnehmerin von Chiaras und meinem Geburtsfotografie Workshop in Berlin vor einigen Jahren (und hat seitdem ganz wundervolle Geburtsreportagen fotografiert.)
Außerdem haben wir sie prompt als Gastsprecherin bei all unseren Onlinekursen über dokumentarische Familienfotografie gebucht: Hier konnten und können unsere Kursteilnehmerinnen u.a. von ihr lernen,
- wie sie als dokumentarische Fotografin ihre eigene Sprache finden (und wie besonders Sonias Sprache ist, habe ich ja oben beschrieben)
- wie sie ihre komplette Bildbearbeitung in Lightroom macht
- wie die fantastischen Farben auf ihren Fotos entstehen
Sonia ist außerdem nicht nur für dokumentarische Fotografie, sondern auch für Lifestyle Familienfotoshootings und Hochzeiten buchbar, bei denen sie angeleitet fotografiert. Das ist aus meiner Sicht in dem Sinne besonders, weil sie sowohl die dokumentarische wie die Lifestyle Fotografie perfekt beherrscht, und das können wirklich nicht viele.
Und Sonia hat nicht Fotografie studiert und das ist etwas, was ich immer gern unseren Kursteilnehmerinnen erzähle. Chiara und ich haben ja beide ganz klassisch Fotografie studiert aber ich finde es super wichtig, dass unsere Kursteilnehmerinnen auch so großartige Fotografinnen als Vorbild kennen, die eben nicht den klassischen Weg gegangen sind.
Aber lass uns doch jetzt mal eintauchen in Sonias Leben mit der Fotografie. Und du wirst gleich merken, warum Sonia echte Familienerinnerung ganz besonders schätzt und warum sie deshalb dafür brennt, Familien, Eltern, Kindern, Fotos, die über den Moment hinaus spürbar sind, zu schenken.
Interview mit Sonia Epple, dokumentarische Familienfotografin
1. Zeigst du uns ein Foto, das dir emotional sehr viel bedeutet und erzähst uns, warum? Das ist immer eine gute Art, jemanden besser kennen zu lernen und zu verstehen, finde ich.
Dieses Bild hat meine Mama von uns gemacht, einige Tage bevor mein Papa gestorben ist. Kurz danach musste auch mein Pflegebruder unsere Familie verlassen, weil die Adoption noch nicht durch war und zu diesem Zeitpunkt eine Alleinerziehende nicht adoptieren durfte. Wir sind auch etwa ein halbes Jahr später von Südfrankreich nach Deutschland gezogen.
In diesem Bild sind also ganz, ganz viele liebevolle Erinnerungen auf einmal festgehalten. Unser altes Zuhause und unsere Familie. Ich habe zweimal einen Papa durch den Tod verloren. Vielleicht ist mir deshalb so bewusst, wie endlich alles ist und wie wichtig die dokumentarische Fotografie ist.
Es tut mir so leid, dass du diese Verluste erlebt hast! Ein wunderschönes Bild, vielen Dank, dass du das hier mit uns teilst! Ich kann das gut verstehen, ich glaube, die Begegnung mit dem Tod und die Erkenntnis, das wir die Menschen die wir lieben, verlieren können, ist auch für mich ein wichtiger Teil der Brille, durch die ich die Welt sehe. Vieles von dem, warum ich so unbedingt unser Leben dokumentieren möchte (und warum ich dich dafür buche) hat damit zu tun, dass ich weiß wie wichtig diese Bilder für mich sein werden, wenn Jemand stirbt.
2. Wir leben von der Kreativität, das ist manchmal garnicht so einfach Dauerhaft und auf Knopfdruck. Verrätst du uns, was dich inspiriert?
Atmosphäre, Licht, Emotionen, Schatten
Lustig, genau diese Dinge sehe ich in deinen Bildern!
3. Welche Fotografinnen und Fotografen sind deine Vorbilder?
Ich bin ein großer Fan von Julien Coquentin und Fan Ho. Es ist faszinierend, wie sie in ihren Bildern die Atmosphäre einfangen – man kann die Geräusche, die Gerüche und die Beschaffenheit der Luft nachspüren.
Oh ja, ich erinnere mich, wie wir gemeinsam durch die Julien Coquentin Fotobücher geblättert haben, als du vor ein paar Jahren das erste Mal hier warst. Es ist schön, diese Liebe zu teilen!
4. Was hast du zuletzt gelernt?
Mehr Zeiten fest für die Familie zu blocken. Im letzten Jahr habe ich unheimlich viel gearbeitet, weil Corona natürlich viel angestaut hatte. Ich will für das kommende Jahr versuchen, wieder mehr Balance zu finden.
5. Was würdest du deinem früheren Ich von vor 10 Jahren gern raten?
Mir selber weiß ich nicht, aber anderen die gerade anfangen würde ich sagen: Wenn es irgendwie geht – lass dir Zeit zum Wachsen. Fotografiere jeden Tag für dich und nutze es um dich weiter zu entwicklen. Sei frei und lasse dich inspirieren. Sei kreativ und spiele mit deiner Kamera und dem Licht. Finde deine eigene Sprache und versteife dich nicht auf technisches.
Ein schöner Rat, danke!
6. Worin möchtest du besser werden?
Ich möchte gerne mehr filmen und Filme schneiden. Bisher habe ich es nur für uns als Familie gemacht, aber ich glaube ich würde es irgendwann gerne auch meinen Kunden anbieten.
Oh was für eine schöne Idee! Ich bin gespannt auf alles, was wir da von dir sehen dürfen!
7. Etwas, das viele Fotografinnen, die Selbstständig und Mütter sind beschäftigt, ist die Vereinbarkeit. Wie organisierst du Familienleben und Selbstständigkeit als Fotografin?
Mein Mann und ich koordinieren unsere Termine. Er kann viel von zuhause aus arbeiten, und so klappt es eigentlich immer ganz gut. Auch mit den Rufbereitschaften für Geburten.
Mein Mann ist in seiner Arbeit sehr flexibel. Das hilft uns sehr. Außerdem wohnen wir mit meinen Schwiegereltern im Haus, die bei Bedarf auch immer einspringen könnten.
Ah, das ist natürlich sehr praktisch! Schön, dass ihr das als Paar und Familie so gut hinbekommt!
8. Ich weiß, du hast eben schon gesagt, du rätst sich nicht auf Technik zu versteifen und das sehe ich auch so! Ich weiß aber, dass es gerade Fotografinnen, die noch eher am Anfang stehen, brennend interessiert, was ihre Vorbilder für eine Ausrüstung haben und das ging mir nicht anders. Verrätst du uns, was ist in deiner Kameratasche ist?
Canon 5D Mark IV und Canon 5D Mark II
Sigma ART 35mm 1.4
Sigma ART 24mm 1.4
Canon 85mm 1.8
9. Was ist momentan dein liebstes Foto, das du je gemacht hast? Und warum?
Dies ist eins meiner liebsten Bilder. Wir kamen bei Sonnenuntergang aus dem Wald und auf der Wiese war Nebel. Die Jungs fingen an, mit Stöcken zu spielen und die Atmosphäre war absolut prickelnd und magisch. Ich kann dieses Gefühl auf der Haut heute noch spüren, wenn ich dieses Bild sehe. Ich höre noch die dumpfen Geräusche der Stöcke, die auf einander schlugen und das Lachen der Jungs, die einen riesen Spaß hatten. Ich spüre noch die Magie dieses Augenblicks, ganz wie er war.
Ein wunderschönes Bild! Ich kann es auch hören nur beim ansehen!
10. Was ist deine Superpower? Gibt es so etwas, das du gern an dir magst oder auf das du stolz bist?
Ich glaube ich kann eigentlich immer und überall etwas Schönes entdecken. Ich bin gut darin, es gemütlich zu machen und das zu zelebrieren.
Das ist tatsächlich eine wunderbare Eigenschaft! Die Voraussetzung für Resilienz, hab ich mal gelesen!
Mit dem Gespräch mit Sonia Epple startet eine neue Interview-Serie von Chiara und mir. Denn von jetzt an wollen wir euch regelmäßig in unseren Blogs selbstständige Fotografinnen vorstellen, die dokumentarisch arbeiten. Wir sprechen mit Fotografinnen, die uns persönlich inspirieren, deren Arbeit für uns von großer Bedeutung sind und die jede für sich der beste Beweis dafür sind, dass wir alle unsere eigene Bildsprache finden und einzigartige, besondere Momente von Familien schaffen können.
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