Jedes Jahr der Kindheit in einem Fotobuch
Für mich ist das binden der Jahresbücher für meine Kinder eine Art therapeutischer Prozess. Ich bin nicht besonders gut darin, den Kindern beim Großwerden zuzusehen. Ich bin eine von denen, die zu fremden im Aufzug sagt:“ach ja, sie werden ja so schnell groß!“.
Aber es stimmt nunmal! Sie werden irre schnell groß, sie verändern sich unaufhörlich, lernen täglich neue Dinge. Im Alltag dran zu bleiben, an dem kleinen Menschen und wer er gerade ist und was er gerade braucht, erfordert so viel Kapazität, dass da kein Platz mehr ist, mir genau ein Bild machen zu können, von dem Mensch wie er Gestern war. Oder Vorgestern. Und erst recht nicht, wie er vor fünf Jahren war.
Die Kindheit fotografisch zu begleiten, ist sicher auch ein Versuch, all die Details „festzuhalten“, zu konservieren, Erinnerungen zu schaffen.
Weil ich persönlich weiß, dass ich diese Erinnerungen auf Papier brauche, um mich zu erinnern. Also mache ich Bücher. Und ich mache sie, weil ich das Liebe, weil ich Bücher machen liebe und weil ich hochwertige, haptisch schöne, gut gemachte Bücher liebe und nicht zuletzt, weil ich das brauche. Mir die Zeit zu nehmen um Rückschau zu halten, um Abschied zu nehmen vom Babyspeck, von den Babylöckchen nach dem ersten Haarschnitt, von Herz an Herz im Tragetuch tragen.
Um Wertzuschätzen, um Erinnerungen für mich zu schaffen. Und um Erinnerungen weiter geben zu können.
Falls wir uns noch nicht kennen:
Hallo, ich bin Marcia Friese, dokumentarische Familienfotografin und Geburtsfotografin im Raum Basel und Freiburg. Ausserdem begleite ich Fotografinnen auf Ihrem Weg in die erfolgreiche Selbstständigkeit!
Mein Buch „Mutter werden“ über das Wochenbett findest du hier und überall, wo es Bücher gibt. Und wenn du deine Familiengeschichte im Raum Basel und Freiburg von mir dokumentieren lassen möchtest, findest du hier alle Informationen dazu.
DIE RICHTIGE FORM FINDEN
Das richtige Papier finden für alle, die ihre Fotobücher selbst binden
Ich glaube, für jedes Buch gibt es die Richtige Form, die Hülle, die es braucht um zu genau dem „Ding“ zu werden, das es sein soll. Es lohnt sich, über solche Dinge nach zu denken und Gründe für seine Entscheidungen formulieren zu können.
Ein Buch wird durch all seine Bestandteile in seiner Wirkung beeinflusst und jedes dieser Bestandteile, kann eine Bedeutung haben.
Fangen wir beim Papier an. Nein, fangen wir beim Druck an. Entscheidet euch für eine Druckerei und lasst euch die Papiere schicken oder fahrt hin und schaut sie euch an. Ich würde immer eine lokale Druckerei bevorzugen, damit ich den Druck selbst abholen und kontrollieren kann.
Ich finde es wichtig, dass das Papier in seiner Farbigkeit zu meiner Bearbeitung passt und haptisch zum Thema. Weil meine Bilder eher „weich“ und dunkel sind mit eher warmen als kühlen Tönen, finde ich gelb oder graustichiges Papier stimmiger als ganz weiß und weil mir Nachhaltigkeit wichtig ist, wähle ich, wenn möglich immer ein Papier mit dem Blauen Engel Siegel.
Extratipp für alle, die ihre Fotobücher selbst binden: es ist immer schwieriger ein Recycling Papier zu verarbeiten, weil die Papierfasern kürzer sind und es so ein weniger „Hochwertiges“ Papier ist (je länger die Papierfaser im Papier, desto hochwertiger das Papier) aber ich habe ein sehr schönes Papier in meiner Druckerei gefunden und mittlerweile Wege gefunden, es beim Buchbinden gut zu verarbeiten, dass sich z.B. beim Leimen der Buchblock nicht wellt. Ich lege mit Wachs beschichtetes Papier direkt um den geklebten Bund und presse den Bund mit, statt dass er wie normalerweise aus der Presse herausschaut.
Ich persönlich mag haptisch die ganz offenen, rauhen Papier am liebsten und ich finde, sie passen gut zu meiner Bearbeitung und auch zum Thema „Kindheit“, deswegen habe ich ein gräuliches, sehr rauhes recycling Papier für meine Bücher. Der Druck ist sehr hochwertig, so dass auch das offene Papier nichts schluckt aber solche Sachen muss man einfach ausprobieren und mit den Papieren der eigenen Druckerei und der eigenen Bearbeitung usw. herausfinden. Und ja, ich mache Probedrucke und ja, das kostet viel Geld und Zeit und ja, ich finde, es macht einen riesen Unterschied.
Papier Tipps für alle, die ihre Fotobücher online erstellen
Wenn du dein Fotobuch Online erstellst, kannst du dir vielleicht Papierproben zusenden lassen.
Ich bestelle meine Fotobücher bei Rosemood und bin dort sehr zufrieden mit dem matten, offenen Papier und auch der Druck und die Bindung sind von hervorragender Qualität!
Ich habe wirklich viele Hersteller ausprobiert und dieser ist der mit Abstand beste Hersteller, den ich bisher gefunden habe! Ich bestelle dort sowohl meine Fotobücher mit Leineneinband für meine Kunden als auch meine privaten Fotobücher und Familienalben, wenn ich nicht selbst binde.
Größe und Format müssen zum Inhalt des Fotobuches passen
Die Größe bzw. das Format beeinflussen ein Buch natürlich auch sehr in seiner Wirkung. Ich stelle mir tatsächlich vorher mit meinem Inhalt vor, ob ich einen großen, schweren Wälzer auf dem Tisch liegen haben will oder ob ich etwas feines, leichtes haben möchte.
Man bekommt ein Gefühl dazu, was zum Thema passt. Bei den Büchern für meine Kinder, fand ich es vom Format wichtig, dass die Kinder die Bücher auch selbst gut halten und blättern können. Deswegen sind sie relativ klein.
Welches Layout ist das Richtige für mein Fotobuch?
Auch das Layout muss natürlich zum Inhalt und den Bildern passen und geht Hand in Hand mit dem Rhythmus der Bilder. Ich finde bei den Büchern über Kindheit wichtig, dass das Layout Zeitlos ist, besonders „hippe“ Bildaufteilung würde in einigen Jahren keiner mehr zu schätzen wissen.
Deswegen habe ich eine sehr reduzierte, schlichte Aufteilung der Seiten mit viel Weißraum gewählt. Das Layout bleibt über die Jahre in allen Büchern gleich, damit es keine „Störer“ gibt, wenn man später alle nacheinander anschaut und sie sollen ja auch fortlaufend sein und „zusammen gehören“. Ich habe auf jeder Seite nur ein Bild oder sogar auf einer Doppelseite nur ein Bild, das gibt den Bildern mehr Raum zu wirken.
Materialien und Einband
Beim Material bzw. dem Einband gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Ich wollte dem kleinen Format etwas Gewicht entgegen setzen bei dem Fotobuch auf den Bildern und dem Buch eine hochwertige, zeitlose Hülle geben, die schön altern kann.
Deswegen haben die Bücher einen Leineneinband und damit man erstens weiß, wo Vorne und Hinten ist und zweitens die Bücher unterscheiden kann, haben sie eine Feldvertiefung mit Bild Vorne. So musste ich nur einmal ein Magnesiumklischee für die Feldvertiefung herstellen lassen und kann das für alle Bücher verwenden.
Online bestelle ich die großen, in Leinen gebundenen, quadratischen Fotobücher und die kleinen, quadratischen Softcover Fotobücher. (Beides von Rosemood).
Farbwahl für Fotobücher
Die Farben richten sich auch immer nach der Farbigkeit der Bilder. Meine Tochter hat auf vielen Bildern ihre goldgelbe, von ihrer Oma gestrickte Strickjacke an, deswegen leuchtet immer wieder beim Blättern das Gelb vom Einband auf. Und ja, da sitze ich wirklich Stunden mit den Farbfächern mit Leinenproben vor den gedruckten Bildern und vergleiche Töne in den Fotos mit Tönen vom Leinen. Und es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, wenn ich am Ende ein Buch in den Händen halte, das sich von Vorne bis Hinten „rund“ anfühlt.
Vielen Onlineanbieter haben auch unterschiedliche Farben bei dem Leinen für die Einbände der Fotobücher und auch bei den Softcovern.
Details machen das Fotobuch perfekt
Ich mache das Kapitalband gern aus dem Vorsatzpapier, dann ist der Buchband auch von der Seite schön „eingehüllt“ und man sieht die Klebefläche nicht, das rundet alles ab und ist schön Einheitlich. Ich mache gern das Vorsatzpapier in einer anderen Farbe als das Leinen vom Einband, mit dem selbst gemachten Kapitalband kommt dann nicht noch eine andere Komponente dazu. Das sind aber wirklich Feinheiten und eher was für Liebhaber, würde ich sagen. Aber wer weiß, vielleicht kann ich ja den ein oder anderen anstecken mit der Detailverliebtheit beim Bücher machen.
Kleinigkeiten Bedeutung verleihen
Das Bild auf dem Cover ist übrigens eine Aufnahme von einer Blumenwiese und jedes der sechs Bücher, ziert ein anderer Ausschnitt der selben Blumenwiese, weil es wohl auf der Welt nichts gibt, über das meine Tochter so sehr in Verzückung gerät, wie eine Blumenwiese.
Was aus eurem Familienalltag gerade möchtet ihr gern in 30 Jahren in Euren Fotobüchern entdecken? Lasst es uns dokumentieren! Meine Preise und verschiedenen Pakete zu den Familiendokumentationen findet ihr hier.
Ich freue mich darauf, euch kennen zu lernen und eure Geschichte in Bildern zu erzählen!
Ihr könnt euch meinen Blogpost auf Pinterest merken, dann habt ihr ihn immer parat, wenn ihr wieder ein Fotobuch macht.
Carolin says
Liebe Marcia,
seit einiger Zeit interessiere ich mich für das Thema Fotobücher auf Recyclingpapier. Da ich bisher meine Bücher in USA drucken lassen, es mir aber inzwischen zu umständlich ist, möchte ich mich hier gerne auch selbst versuchen. Doch leider weiß ich nicht, wo und wie ich beginnen soll. Hast Du einen tollen Link, in dem sowas erklärt wird? evtl. mit Materialliste etc. ? Einen Druckanbieter für ein tolles Papier habe ich schon 🙂
Vielen Dank
Marcia Friese says
Liebe Carolin, ich habe leider keine Kurzerklärung parat, würde dir aber raten, die Seiten mit einem Programm wie Indesign zu gestalten und dann kannst du es entweder über deine Druckerei binden lassen oder zum Buchbinder geben. Ohne Werkstatt ist es schwierig selbst zu binden, man muss ja mindestens den Endbeschnitt an einer Maschine machen. Es gibt aber in vielen Städten Buchbindereien, die Kurse anbieten, glaube ich. Da kannst du dann auch an deinem Projekt arbeiten und die Maschinen der Werkstatt nutzen.
Jenny says
Hallo Carolin, hallo Marcia,
auch wenn dieser Beitrag schon länger her ist: Ich stehe gerade an dem gleichen Punkt. Wie ist es bei dir weitergegangen mit der Fotobuch-Geschichte, Carolin? :)Welchen Druckanbieter für Recyclingpapier hast du gefunden und bist du zufrieden?
Liebste Grüße und in der Hoffnung auf Antworten,
Jenny